Das Wallnerhaus reicht geschichtlich bis ins Hohe Mittelalter zurück. Ursprünglich ein Besitz des Klosters Mondsee wurde das Haus um das Jahr 1520 samt der lange schon bestehenden ‘Gerechtigkeit’ der Wachszieherei, Lebzelterei und Metsiederei an den Bürger und Lebzelter Martin Stadlmann verkauft. Die drei Gewerbe, die aus der Verwertung des Wabenhonigs immer schon in einer Hand lagen, waren für einen bedeutenden Wallfahrtsort wie St.Wolfgang von besonderer Bedeutung. Die von weither kommenden Pilger opferten Kerzen vor dem Altar des Heiligen Wolfgang, kauften Lebkuchen als Mitbringsel für ihre Lieben zuhause und genehmigten sich auch gerne ein Glas Met.
Urkundlich wurde im Jahr 1755 festgehalten, dass Johann Paul Wallner das Haus erwarb und er die Berechtigung zur Führung aller drei darauf angeschriebenen Gewerbe hatte. Er entstammte einer lange schon in St.Wolfgang ansässigen, hoch angesehenen Bürgerfamilie, die sich nach jüngsten Forschungen sogar berühmen kann, zu den Vorfahren der Mutter von Wolfgang Amadeus Mozart zu zählen. Seit 1520 besteht nun das Gewerbe und seit 1755 der Name Wallner in der bereits 17. Generation in St. Wolfgang und auf diesem Haus.
Vor rund hundert Jahren, mit dem Aufkommen des elektrischen Lichts, verlor die bis dahin wichtige Wachszieherei viel Geschäft. Beim Wallner kaufen aber bis heute Einheimische genauso wie Wallfahrer und viele Gäste des Ortes ihre Kerzen, sei es für kirchliche Anlässen von der Taufe bis zur Beerdigung, sei es die “Original St.Wolfganger Pilgerkerze” als Dank für die gelungene Wallfahrt oder für Rettung aus was immer für einer Notlage, seien es vielfältig gestaltete Wachsstöcke - einfach aus Freude am Schönen.
Bis heute werden viele Wachsarbeiten mit Abgüssen von kunstvoll geschnittenen, hölzernen Modeln verziert, wie sie ursprünglich in den weichen Teig des Lebzeltens zu dessen Verzierung gedrückt wurden. Die alten Modeln, von denen manche bis in die Zeit Michael Pachers, des Schöpfers des berühmten Flügelaltars von St.Wolfgang, zurückreichen, bezeugen die Tradition des Hauses, und manches Volkskundemuseum beneidet Wallner um seine ehrwürdige und immer noch im Gebrauch stehenden Sammlung.
So lebendig wie eh und je ist die Lebzelterei im Haus Wallner, wo Lebkuchen in traditioneller Weise, nach alten Rezepten und in vielen Ausformungen hergestellt wird. Die Palette reicht vom Lebkuchen-Klassiker bis zu den Lebkuchen-Herzen, vom beliebten St.Wolfganger Pilgerbrot bis zum Pfefferkuchen mit Marzipan und Marmeladen. Der Betrieb hat manche zeitgemäße Umstellung erfahren und beschäftigt heute eine beachtliche Anzahl von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die in althergebrachter und sorgfältiger Handarbeit den Lebkuchen in gleichbleibend höchster Qualität herstellen.
Längst geht der Wallner-Lebkuchen nicht mehr nur über den Ladentisch der Konditorei. Zahllose Bestellungen über das Internet führen Jahr für Jahr, besondere in der Vorweihnachtszeit, zum Versand in aller Herren Länder, was den köstlichen Wallner-Lebkuchen aus St.Wolfgang zu einem Begriff für bestes österreichisches Backhandwerk gemacht hat.
Der gastronomische Beginn im Haus Wallner liegt immerhin auch bereits mehr als hundert Jahre zurück. Im Jahr 1908 wurde die Konditorei eröffnet, auf die in den Zwanzigerjahren eine damals sogenannte ‘Kaffee-Schenke’ folgte.
Seither ist das Café Wallner zu einem Begriff in St.Wolfgang und seiner Umgebung geworden und muss keinen Vergleich mit anderen großen Namen der österreichischer Kaffehaus-Kultur scheuen.
Berühmtheiten wie Alfred Hitchcook, Karim Aga Khan, der Dichter Alexander Lernet-Holenia, die Schriftstellerin Hilde Spiel, der Bühnen- und Filmstar Emil Jannings und gefeierte Musiker gaben sich “beim Wallner” ihr Stelldichein. Hier ist der Ort in St.Wolfgang, wo sich die Einheimischen treffen, wo man sich mit auswärtiger Prominenz und mit Gästen aus aller Herren Länder versteht, und alle zusammen die Köstlichkeiten aus der Konditorei und die unverwechselbare Atmosphäre eines überaus geselligen, familiär geführten Hauses genießen.